Das Europäische Zentrum für Jüdische Musik
Seit 1988 widmet sich das Europäische Zentrum für Jüdische Musik (EZJM) unter der Leitung seines Direktors Prof. Andor Izsák der Rekonstruktion und Dokumentation der Musik der zerstörten Synagogen.
Denn vielen Menschen ist nicht bekannt: Eine ungebrochene jüdische Musikkultur mit jahrhundertealten Wurzeln war bis 1938 fester Bestandteil des europäischen Kulturlebens.
In Deutschland und im gesamten deutschsprachigen Raum erlebte die sakrale jüdische Musik seit dem 19. Jahrhundert eine besondere Blüte. Im Zuge der jüdischen Emanzipation artikulierte sich ein starkes Bedürfnis nach einer Reformierung des synagogalen Gottesdienstes. Jüdische Kantoren und Komponisten nahmen die musikalischen Traditionen und Moden ihrer Umwelt auf. Charakteristisch wurde nun das Zusammenspiel von Chor, Kantorsolo und Orgel. Bis zum 9. November prägte diese neue liturgische Musik den Gottesdienst der meisten jüdischen Gemeinden in Deutschland.
Der 9. November 1938, die sogenannte „Reichsprogromnacht“, setzte dieser synagogalen Kultur ein gewaltsames Ende. Heute sind viele der Komponisten und ihre Werke unbekannt; die Orgeln, die die Kantoren in der Synagoge begleiteten, sowie alle weiteren Zeugnisse dieser Musikkultur wurden zerstört oder in alle Welt verstreut.
Prof. Izsák, der Direktor des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik (Hannover) stellte uns freundlicherweise einen Artikel (PDF) zur Verfügung, den er für eine Dokumentation mit dem Titel: „Kulturaustreibung – Die Einflussnahme der Nationalsozialismus auf Kunst und Kultur in Niedersachsen“ verfasst hatte. Ihm geht es darum, die jüdische Musiktradition als ein lebendiges religiös kulturelles Erbe zu pflegen und bekannt zu machen.
Die Veröffentlichung des Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Hannoverschen Gesellschaft für Neue Musik e.V.
Am Schatzkampe 33, 30161 Hannover
Das Original erschien in:
Kulturaustreibung
Die Einflussnahme des Nationalsozialismus auf Kunst und Kultur in Niedersachsen.
Eine Dokumentation zur gleichnamigen Ausstellung;
Hinrich Bergmeier und Günter Katzenberger (Hrg.),
Dölling und Galitz Verlag 1993.