Wiegenlieder
Seitdem in diesem Universum Kinder das Licht der Welt erblicken, singen Menschen für ihre kleinen Lieblinge Wiegen- und Schlaflieder. In allen Kulturen und Sprachen dieser Welt versuchen Mütter, Väter und Großeltern mit diesem Ritual des abendlichen Singens das Gefühl der liebevollen Nähe, der Geborgenheit und Sicherheit ihrem Schützling vor dem Einschlafen mit in den Schlaf zu geben.
In einer wunderschönen gebundenen Ausgabe hat Reijo Kekkonen in Zusammenarbeit mit der European Choral Association – Europa Cantat „Wiegenlieder aus aller Welt“ herausgegeben, erschienen im Carus-Verlag und Reclam jun., Stuttgart. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf älteren, traditionellen Liedern aus 51 Ländern. Viele wurden nur mündlich überliefert. So finden sich neben dem weltweit bekannten „Guten Abend, gute Nacht …“ von Johannes Brahms , u. a. Wiegenlieder wie „Dorme, dorme, meu menino …“ aus Portugal, „Dandini dandini dastana …“ auf Türkisch, „Hine e hine …“ in Maori oder „Lala, mtoto lala …“ in Suaheli. Das Buch enthält auch eine Mitsing-CD mit den instrumental musizierten Fassungen der Lieder und von Muttersprachlern gelesenen Singtexten. Faszinierende und berührende Bilder berühmter Fotografen zeigen die Vielfalt der unterschiedlichen Traditionen. In der lautmalerischen Vielfalt des Hin- und Her-Wiegens erzählen und singen Eltern und Großeltern von ihren Wünschen wie in der Übersetzung des ungarischen Wiegenlieds „Aludjál el, csucsuljál el …“:
„Schlaf ein, mein süßer Kleiner,
schlaf ein und träume von den Sternen.
Decke dich zu und schlafe,
schlafe, schlafe und träume von den Sternen.“
Und ihrer Sehnsucht nach einer besseren Welt für ihre Kinder „Shlof main fegele, mach tzu dain egele …“ wie die galizischen Juden im 19. Jahrhundert sangen:
„Schlaf, mein Vögelchen, mach deine Augen zu, ai-lu-lu-lu,
schlaf schön, mein Kind, schlaf und sei gesund, ai-lu-lu-lu,
schlaf und träume süß vom Schönen der Welt, ai-lu-lu-lu
Solange du jung bist, kannst du leicht schlafen
Und über alles lachen, ai-lu-lu.“
Lassen Sie uns – ob „Jung oder Alt“ – nicht nur „vom Schönen der Welt“ träumen, versuchen wir, sie zu bauen.
Convivio mundi wünscht allen, unseren Mitgliedern, Freunden, Unterstützern und Interessierten ein glückliches und friedliches 2018.
Geschrieben von Renate Müller De Paoli
Freitag, 29. Dezember 2017
Liederprojekt
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