Daniel Ernst Jablonski

... ein polyglotter Zeitgenosse

Eröffnungsveranstaltung zur Tafelausstellung
Brückenschläge – Daniel Ernst Jablonski im Europa der Frühaufklärung“
am 15.Februar 2012 in der Marktkirche Hannover


Die Ausstellung Brückenschläge, die bis zum 4. März in der MarktkircheSt. Georgii et Jacobi zu sehen sein wird, wurde am Mittwochabend eröffnet.
Nach Begrüßungsworten der Pastorin Hanna Kreisel-Liebermann, des Landesbischofs der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover Ralf Meister und des Dekans der philosophischen Fakultät der Universität Hannover Prof. Dr. Dr. Harry Noormann gab es zwei Festvorträge:

Daniel Ernst Jablonski – Vom Gottesgelehrten zum Brückenbauer in Europa vonProf. Dr. Joachim Bahlcke (Jablonski-Forschungsstelle der Universität Stuttgart) und Gottfried Wilhelm Leibniz, Daniel Ernst Jablonski und die ökumenische Bewegung heute von Prof. Dr. Ulrich Becker (Leibniz Universität Hannover)

Moderiert wurde die Veranstaltung durch Prof. Dr. Wenchao Li (Leibniz-Stiftungsprofessor der Leibniz Universität Hannover).

Daniel Ernst Jablonski. Kupferstich von Johann Georg Wolffgang (1662–1744) nach Friedrich Wilhelm Weidemann (1668–1750)

Daniel Ernst Jablonski. Kupferstich von Johann Georg Wolffgang (1662–1744) nach Friedrich Wilhelm Weidemann (1668–1750) Quelle: wikipedia

Im Zeichen einer „Erinnerungskultur für gute Dinge“, wie Hanna Kreisel-Liebermann betonte, wird Daniel Ernst Jablonski als bisher zu wenig bekannte und beachtete Gestalt in den Fokus gerückt, die nicht nur als „Anhängsel“ zu Leibniz verstanden, sondern als „polyglotter Zeitgenosse“ der Frühaufklärung gesehen werden sollte, dessen Biographie bis heute nichts von ihrer Bedeutung und Faszination eingebüßt hat. Als Senior der polnischen Brüder-Unität, als Mann mit Vertreibungs-, Verfolgungs- und Exilerfahrung entwickelte er eine Blickweite über konfessionelle, sprachliche und staatliche Grenzen hinweg und bemühte sich stets um Rechtsstaatlichkeit, Toleranz und Minderheitenschutz.

Prof. Dr. Joachim Bahlcke

Prof. Dr. Joachim Bahlcke

Das Zusammenwirken mit Leibniz und Molanus im Bemühen um Vermittlung zwischen Lutheranern und Calvinisten, auch stets mit einem Blick auf Verständigung zwischen Protestanten und Katholiken, mag seinerzeit nicht den erhofften Erfolg gezeigt haben; welche Bedeutung diese Bemühungen dennoch hatten und inwiefern sie diese heute für Ökumene und kirchenhistorische Forschung haben können, lässt sich unter anderem im intensiven Briefwechsel zwischen Jablonski und Leibniz nachverfolgen. Beiden ging es um den gemeinsamen Bau von einem „Friedenstempel“ (Jablonski) – ein Begriff, hinter dem sich viel mehr verbirgt als nur das Ziel einer Kirchenunion.

Prof. Dr. Ulrich Becker

Prof. Dr. Ulrich Becker

Im Anschluss bestand die Möglichkeit zur Besichtigung der 20 Ausstellungstafeln, die nicht allein als exemplarische Biographie gedacht sind, sondern Jablonski als Brückenbauer zwischen Kulturen, religiösen Gemeinschaften und Staaten in den Mittelpunkt stellen. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Ulfert Smit an der Orgel.

Zur Wanderausstellung erschien der Katalog Brückenschläge – Daniel Ernst Jablonski im Europa der Frühaufklärung, Katalogbuch zur Tafelausstellung „Brückenschläge - Daniel Ernst Jablonski im Europa der Frühaufklärung“, hrsg. v. J. Bahlke, Dößel: Stekovics 2010.

Teile des Briefwechsels zwischen D. E. Jablonski und G. W. Leibniz sind in den bereits erschienenen Bänden der Reihe I, Allgemeiner, politischer und historischer Briefwechsel der Leibniz-Akademieausgabe (z. T. auch schon online unter http://www.leibniz-edition.de/Baende/ReiheI.htm nachzulesen).

Vgl. auch D. E. Jablonski: Kurtze Vorstellung der Einigkeit und des Unterscheides (1697), als Beilage zu H. Rudolph: Zum Nutzen von Politik und Philosophie für die Kirchenunion, in: Labora diligenter. Potsdamer Arbeitstagung zur Leibnizforschung vom 4.-6. Juli 1996 (= Studia Leibnitiana Sonderhefte 29), S. 128-166 und Leibniz Schrift „Unvorgreiffliches Bedencken über eine Schrifft genandt Kurtze Vorstellung“, Reihe IV, Band 7, N. 79 der Leibniz-Akademieausgabe (online unter: http://www.bbaw.de/bbaw/Forschung/Forschungsprojekte/leibniz_potsdam/bilder/IV7text.pdf)

Geschrieben von Janina Schmiedel
Donnerstag, 16. Februar 2012


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