Menschenwürde

Für Convivio mundi ist die Frage der „Menschenwürde" der entscheidende Schnittpunkt, die unterschiedlichen Überlegungen in den Naturwissenschaften, der Philosophie, der Politik und Ökonomie etc. und ihre gesellschaftlichen, menschlichen und sozialen Auswirkungen zu bewerten.
Wir möchten hier Beiträge aufnehmen, um eine Diskussion über diese Grundfrage der „Würde des Menschen" von den verschiedensten Aspekten zu führen und die Sensibilität für alle damit verbundenen Fragen zu erhöhen.
Wir laden herzlich zu Beiträgen, Kommentaren etc. ein....!

In der immer heftiger in Deutschland und Europa geführten Migrationsdebatte zeigt die Fotoreportage Katakomben der Seele. Eine Reportage über Westdeutschlands Vertriebenen- und Flüchtlingsproblem 1950 von Ré Soupault eine andere, längst vergessene Realität: 1950, fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebten 12 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene „im Vierzonen-Deutschland“. So unterstreicht dieses berührende Zeitdokument, herausgegeben von Manfred Metzner, Wunderhorn-Verleger und Nachlass-Verwalter Ré Soupaults, insbesondere die Wichtigkeit des Faktors Arbeit für den Integrationsprozess: „Unsere Heimat ist da, wo wir gern gesehen sind, wo wir Arbeit und Brot finden.“

Rund 35.000 Seiten umfasst das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos, der wichtigste Quellenbestand von Jüdinnen und Juden aus der Zeit des Holocaust, gesammelt und vergraben in Blechkisten und Milchkannen in einem beispiellosen Akt des Widerstandes von der Untergrundgruppe Oneg Schabbat um den Historiker Emanuel Ringelblum. Es war der erste Versuch, die Schoah während sie geschah systematisch und aus der Sicht der Betroffenen zu dokumentieren. Im Wallstein Verlag erschien 2023 anlässlich der Ausstellung „Wichtiger als unser Leben. Das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos“, die das NS-Dokumentationszentrum München gemeinsam mit dem Jüdischen Historischen Institut Emanuel Ringelblum in Warschau verwirklichte, der gleichnamige Band – ein Band, welcher angesichts der Eskalation von Gewalt und Hass im Nahen Osten nicht aktueller sein könnte.

Seit Jahrzehnten begleitet Michael Ganß Menschen mit Demenz mit künstlerischen Mitteln. Zusammen mit Jessica Höhn, Theaterpädagogin, und Erpho Bell, Regisseur und Dramaturg, hat er das Buch Theatertechniken für Menschen mit Demenz geschrieben, 2023 erschienen im Mabuse Verlag. Es ist eine Einladung, neue Wege im Umgang mit Menschen mit Demenz zu suchen und zu gehen und diese Form des freien Spiels im Miteinander und gemeinsamen Gestalten, in dem es keine Tabu-Themen gibt, in den Alltag von Einrichtungen der Altenhilfe einzubauen. Und es ist eine Einladung an alle in der Gesellschaft, neugierig und interessiert zu sein, auf das, „was die Person mit Demenz zu sagen hat und was sie in das Soziale, in die Gesellschaft einbringen kann“, so Ganß gegenüber Convivio mundi e.V.

60 Jahre Menschenrechte. Und noch nicht am Ziel!, so lautete im November 2008 das Thema der ersten Konferenz von Convivio mundi e.V. nach der Gründung 2007. Anlass war der 60. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, verabschiedet drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Dezember 1948. Und jetzt, 15 Jahre später, wo stehen wir zum 75. Jahrestag? Wieder sind nationalistische Bewegungen im Aufwind und Menschenverachtung, Gewalt, Terror und Krieg scheinen leichtes Spiel zu haben. Doch wie konnte es erneut zu diesem Dammbruch kommen? Gibt es „Unvorhersehbarkeiten der Geschichte“, die die Lehren aus der Geschichte vergessen lassen? Unter diesem Titel Die Unvorhersehbarkeiten der Geschichte hat der Verlag Karl Alber einen Sammelband mit Texten des französischen Philosophen Emmanuel Lévinas herausgebracht, Texte, die sich über den Zeitraum von 1929 bis 1992 erstrecken. Darunter besonders bemerkenswert und hochaktuell der kurze Aufsatz Einige Betrachtungen zur Philosophie des Hitlerismus, geschrieben 1934.

Krieg in Europa. Der Putin’sche Angriffskrieg gegen die Ukraine lässt niemanden kalt. Und so wird auch der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum aufgrund seiner Lebenserfahrung von über 90 Jahren nicht müde, immer wieder aufzuzeigen, welche Brandmauer hier beginnt einzustürzen. Baums Mutter war Russin, geboren in Moskau, sein Großvater mütterlicherseits stammte aus Charkiw, in der jetzigen Ukraine. Er selbst bezeichnet sich gegenüber Convivio mundi als „Menschenrechtsaktivist“ und versucht im Gespräch die Bedeutung und Wirkung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, wie auch der Vereinten Nationen – trotz eines notwendigen Reformprozesses – für eine Friedens- und Freiheitsordnung aufzuzeigen.

Wenke Seemann, Jahrgang 1978, aufgewachsen in Rostock, ist eine in Berlin lebende Fotografin und Performancekünstlerin. Mit ihrer Ausstellung Utopie auf Platte hat sie im Sommer in der Kunsthalle Rostock zum ersten Mal ihre Werkserie Archivdialoge #1 – Bauplan Zukunft ausgestellt, und wenn Sie schon immer etwas über die Entstehung von ostdeutschen Plattenbauvierteln wissen wollten, sollten Sie jetzt nicht aufhören zu lesen. Vielleicht gehören Sie auch zu den Menschen, die an Jena-Lobeda auf der Autobahn vorbeibrausen und froh sind, dort nicht wohnen zu müssen. Aber gönnen Sie sich eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Gefühl.


weitere Textbeiträge:

___________________________________________

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle Erlauben" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen