Philosophie zwischen Schwarz und Weiß

„Was ist eigentlich ein Schwarzer? Und zuallererst, welche Farbe hat er?“
fragt der französische Dichter Jean Genet.

Der Afrikanische Dachverband Norddeutschland e.V. (ADV Nord e.V.) versucht, mit einer Reihe von Veranstaltungen in Hannover Antworten zu geben. Unter dem Titel „Philosophie zwischen Schwarz und Weiß“ will er auf die Geschichte und Gegenwart von AfrikanerInnen in Niedersachsen aufmerksam machen. Begleitet werden die Veranstaltungen von der eindrucksvollen Ausstellung „Schwarz. Weiß. Deutsch. Afrikaner in Niedersachsen – Eine Spurensuche“. Die Spurensuche führte u. a. zu dem afrikanisch-stämmigen Philosophen Anton Wilhelm Amon, „einem der wenigen frühen afrikanischen Intellektuellen in Deutschland, deren Biografie und Werk überliefert wurde“, wie Abayomi Bankole, Präsident des ADV Nord erklärte.


Zur Zeit Gottfried Wilhelm Leibniz in Hannover wurde Amo im Kindesalter als Sklave dem Herzog Anton Ulrich von Braunschweig Anfang des 18. Jahrhunderts von der Westindischen Compagnie geschenkt. Seine herausragende Intelligenz „machte ihn zu einem der führenden deutschen Philosophen seiner Zeit. Er lehrte in Halle an der Saale und in Wittenberg. Schriften von Amo sind sogar noch heute in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover zu finden. In einer Philosophiegeschichte taucht er allerdings nirgendwo auf. Und seine bekannteste Schrift „De jure maurorum in Europa“ ist seltsamerweise verschwunden, obgleich sie die erste ist, in der das Recht der Afrikaner in Europa thematisiert wurde.“, so Bankole.


Zur Eröffnung von Ausstellung und Veranstaltungsreihe im Kulturzentrum Pavillon e.V. in Hannover präsentierten zunächst Mitglieder von Convivio mundi e. V. afrikanische Gedichte aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Texte, die nicht aktueller sein könnten und durch ihre poetische Sprache eindringlich Schutz und Unantastbarkeit der Menschenwürde einklagen. Dann diskutierten die Filmemacherin Mo Asumang, (bekannt durch Filme wie „Roots Germania“ und „Die Arier“), der Literaturwissenschaftler Florentin Kaha Samta und Anaclet Ngezahayo, Professor für Zellphysiologie & Zelluläre Mechanik über ihre persönlichen Erfahrungen und Strategien mit vorherrschenden Vorurteilen und aufkeimendem Rassismus umzugehen und Identität zu bewahren. Denn wie der Philosoph Anton Wilhelm Amo sagt:
„Es genügt nicht, die Wahrheit zu sagen, wenn nicht auch die Ursache der Unwahrheit bestimmt wird.“

Momente der Veranstaltung

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Afrikas Bitte

Ich bin nicht du –
Doch du willst mir
Nicht meine Chance geben,
Willst mich nicht ich sein lassen.

„Wenn ich du wäre“ –
Jedoch du weißt
Ich bin nicht du,
Und doch willst du
Nicht, dass ich ich bin.

Du mischst dich ein
In meine Dinge
Als wären’s deine
Und du wärst ich.

Du bist unfair, unklug,
Wie dumm, zu denken
Dass ich du sein könnte
Und spräch und handelte
Und dächt wie du.

Gott schuf mich Ich.
Er schuf dich Du.
Um Gottes Willen
Lass mich ich sein.

(Roland Tombekai Dempster, Liberia)


Geschrieben von Renate Müller De Paoli
Freitag, 20. Oktober 2017

Afrikanischer Dachverband Norddeutschland e. V.

Philosophie zwischen Schwarz und Weiß

"Was ist eigentlich ein Schwarzer? Und zuallererst, welche Farbe hat er?"
fragt der französische Dichter Jean Genet.

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