Bicentenario

200 Jahre Unabhängigkeit Lateinamerikas
Eine kleine Feier mit Leidenschaft und Liebe, Musik und Poesie.
Plakat zur Veranstaltung

Am 9. November lud Convivio mundi e.V. erneut zu einem „Gastmahl der Welt“ in das Leibnizhaus in Hannover, diesmal, um mit Musik, Gedichten und Geschichten 200 Jahre Unabhängigkeit Lateinamerikas von seinen Kolonialmächten zu feiern. Renate Müller De Paoli erinnerte in ihrer Einleitung an den langen und schmerzhaften Emanzipationsprozess, dessen Folgen bis heute zu spüren sind.
Vieles, was wir über die Schönheit Lateinamerikas wissen, verdanken wir insbesondere Alexander von Humboldt, der 1799 mit seinem Begleiter Bonpland zu seiner großen Mittel- und Südamerika-Reise aufbrach. 6 Jahre sammelte und untersuchte er Pflanzen, Gesteine, Mineralien und Vulkanformationen. Er beschreibt seine Eindrücke schon an seiner ersten Station, Cumana, im Nordosten Venezuelas in einem Brief an seinen Bruder Wilhelm im Juli 1799: „… in den ersten drei Tagen können wir nichts bestimmen, da man immer einen Gegenstand wegwirft, um einen andern zu ergreifen. Bonpland versichert, dass er von Sinnen kommen werde, wenn die Wunder nicht bald aufhören.“

Renate Müller DePaoli


Es ist Simon Bolivar, (1783 Caracas, Venezuela - 1830 Santa Marta, Kolumbien) derjenige, der die südamerikanische Unabhängigkeitsbewegung gegen die spanischen Kolonialherren im heutigen Venezuela, Kolumbien, Panama, Ecuador, Peru und Bolivien anführte und den die Menschen noch heute als „El Libertador“, als Befreier verehren, der Alexander von Humboldt als den wahren Entdecker Amerikas bezeichnet und voller Lob über Humboldts Lebenswerk sagt: Alexander von Humboldt habe Amerika mehr Wohltaten erwiesen als alle seine Eroberer.


Da es unmöglich ist, an einem Abend die Vielfalt und Unterschiedlichkeit Lateinamerikas aufzuzeigen, wurde ein kleiner, fast willkürlicher Streifzug unternommen, oder anders ausgedrückt: es gab „Tappas“.

Roberto Hurtado Salgado (Guitarre) und Igor Krizmann (Akkordeon).

Dazu gehörte Musik des paraguayischen Komponisten Agustin Barrios Mangoré (1885 Paraguay - 1944 San Salvador). Er war einer der ersten Gitarrenvirtuosen in Südamerika, der begann Klavierstimmen von Bach und Beethoven für Gitarre umzuschreiben.


Bevor der literarische Teil mit dem Kampf Don Quichotes gegen Windmühlen eröffnet wurde, erinnerte Frau Müller De Paoli an die Bedeutung des 9. November und gedachte all derer, die Opfer von Terror und Gewalt wurden. „Erst brennen die Bücher, dann brennen die Menschen!“ Warnte Heinrich Heine. In Deutschland hat der 9. November 1938 – die Reichspogromnacht – gezeigt, wie schnell dies Realität werden kann.

Am Schluss der Einleitung zitierte Frau Müller De Paoli aus den „Briefen an einen jungen Schriftsteller“

Am Schluss der Einleitung zitierte Frau Müller De Paoli aus den „Briefen an einen jungen Schriftsteller“ des peruanischen Schriftstellers Mario Vargas Llosa, der dieses Jahr den Nobelpreis für Literatur erhielt: „Wie die Inquisition haben alle Regierungen und Regime, die darauf erpicht waren, das Leben ihrer Bürger zu kontrollieren, der Literatur mißtraut und sie der Überwachung und Zähmung durch die Zensur unterworfen. Sie irrten nicht: Unter dem Deckmantel der Harmlosigkeit ist das Erfinden fiktiver Welten ein Weg, sich frei zu fühlen und sich gegen diejenigen aufzulehnen, die die Freiheit unterdrücken wollen, seien es religiöse oder weltliche Machthaber.

Roberto Hurtado Salgado (Guitarre), Esther Kartzewski (Violine) und Igor Krizmann (Akkordeon)

Darin liegt der Grund, dass alle Diktaturen – Faschismus, Kommunismus, islamischer Integrismus, afrikanischer und lateinamerikanischer Militärdespotismus – versucht haben, die Literatur zu kontrollieren, indem sie ihr die Zwangsjacke der Zensur anlegten.“

Mit Don Quichote und Sancho Panza (heiliger Bauch) hat Miguel de Cervantes zwei Menschen geschaffen, die gegensätzlicher nicht sein könnten – so gegensätzlich wie im Leben Ideal und Wirklichkeit. Diese Kluft, die der Künstler besonders empfindet und thematisiert, mussten auch Pablo Neruda (Chile), Octavio Paz (Mexiko), Eduardo Galeano (Uruguay) und Juan Carlos Onetti (Uruguay) schmerzhaft erleben, deren Werke das weitere Programm bildeten.

Der musikalische Teil des Programmes wurde von drei jungen Musikern gestaltet, die alle bereits mehrfach Preisträger sind und ihre Studien an der Hochschule für Musik in Hannover vervollständigen:
Roberto Hurtado Salgado (Guitarre), Esther Kartzewski (Violine) und Igor Krizmann (Akkordeon).
Es wurden Werke von Agustin Barrios Mangoré (Paraguay), Joaquin Rodrigo (Spanien) und Astor Piazolla (Argentinien) zu Gehör gebracht und vom Publikum mit langem Beifall belohnt.

Mitglieder der Laien-Theatergruppe von Convivio mundi e.V.

Den literarischen Teil gestalteten Mitglieder der Laien-Theatergruppe von Convivio mundi e.V..

Für's Nachlesen hier die Liste der Texte:
Friedrich Schiller: Kolumbus
Cervantes: Don Quijote
Octavio Paz: Der sprachgelehrte Affe (Nr.3 und 7), Das Labyrinth der Einsamkeit (III)
Pablo Neruda: Der Flüchtling, Einzig der Mensch
Eduardo Galeano: Privatvorführung
Juan Carlos Onetti: Der Kater


Geschrieben von Steffen Brosig
Fotos: K.-D. Häge
Montag, 15. November 2010

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200 Jahre Unabhängigkeit Lateinamerikas
Eine kleine Feier mit Leidenschaft und Liebe, Musik und Poesie.

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