Secco, geil und alles easy

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Der Einladung von Convivio mundi e. V. folgend hielt Prof. Dr. Peter Schlobinski von der Leibniz Universität Hannover am Dienstag, den 15. 06. 2010 im Freizeitheim Lister Turm einen Vortrag über Jugendsprache.

Prof. Dr. Peter Schlobinski

Prof. Dr. Peter Schlobinski

Jugendsprache ist ein Phänomen, das sich der systematischen Erfassung und vielfach auch der wissenschaftlichen Erforschung entzieht. Es handelt sich nicht um eine einheitliche Sprache, sondern sie hat – je nach der Szene, in der sie gesprochen wird – unterschiedliche Merkmale und Ausprägungen.

In der Gesellschaft herrscht überwiegend ein negatives Bild von Jugendsprache. Sie wird als minderwertig, als Verfall oder, wie aus Fragen aus dem Publikum hervorging, als „Unkultur“ und als etwas wahrgenommen, dem entgegengewirkt werden muss. Schlobinski enthielt sich als Wissenschaftler bewusst einer Wertung und wies darauf hin, dass Bewertung immer einen subjektiven Maßstab voraussetzt, der im schlimmsten Falle zu Sprachlosigkeit zwischen den Generationen führen kann. Sprache markiere nämlich gerade den Ausdruck von Generationenkonflikten.

Für Jugendliche hat Jugendsprache einerseits die Funktion der Identitätsbildung, sowohl individuell als auch unter Gleichaltrigen, der so genannten peer group. Andererseits dient sie auch der Abgrenzung gegenüber der Elterngeneration und anderer Szenegruppen.

Schlobinski stellte die Schwierigkeiten vor, die sich bei dem Versuch ergeben, den Jugendwortschatz zu erfassen und wies darauf hin, dass Zusammenstellungen in Jugensprache-Wörterbüchern nicht den tatsächlichen Sprachgebrauch der Jugendlichen spiegeln. Neben den tatsächlich gesprochenen Szenesprachen, von denen Schlobinski einige exemplarisch vorstellte, gibt es auch stilisierte bzw. unter Comedy-Aspekten verwendete Sprechweisen, die ggf. als Jugendsprache deklariert werden, obwohl sie sich mit den tatsächlich gesprochenen gar nicht decken.

Schlobinsky sieht das so genannte Bricolage-Prinzip als generelles Prinzip von Jugendsprache. Das bedeutet, dass Jugendsprache sich aus verschiedenen sprachlichen Ressourcen bedient und durch das Spiel mit diesen Versatzstücken neue Zusammenhänge schafft.

Der Abend bot einen interessanten Einblick in den linguistischen Umgang mit dem Phänomen der Jugendsprache – nicht nur für sprachwissenschaftlich Interessierte gedankenanregend.

Geschrieben von Janina Schmiedel
Mittwoch, 23. Juni 2010


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