Theaterarbeit mit und für Menschen mit Demenz

Interview mit Michael Ganß

Seit Jahrzehnten begleitet Michael Ganß Menschen mit Demenz mit künstlerischen Mitteln. Zusammen mit Jessica Höhn, Theaterpädagogin, und Erpho Bell, Regisseur und Dramaturg, hat er das Buch Theatertechniken für Menschen mit Demenz geschrieben, 2023 erschienen im Mabuse Verlag. Es ist eine Einladung, neue Wege im Umgang mit Menschen mit Demenz zu suchen und zu gehen und diese Form des freien Spiels im Miteinander und gemeinsamen Gestalten, in dem es keine Tabu-Themen gibt, in den Alltag von Einrichtungen der Altenhilfe einzubauen. Und es ist eine Einladung an alle in der Gesellschaft, neugierig und interessiert zu sein, auf das, „was die Person mit Demenz zu sagen hat und was sie in das Soziale, in die Gesellschaft einbringen kann“, so Ganß gegenüber Convivio mundi e.V.

Michael Ganß
Michael Ganß (©Michael Ganß)

Herr Ganß, zu Anfang gleich die entscheidende Frage: Warum ist Theaterarbeit mit und für Menschen mit Demenz wichtig?

Theaterspielen ist ein offener, handlungsorientierter Begegnungsraum der Menschen mit Demenz ohne Schwierigkeiten sozial einbinden kann. In das Theaterspiel können sich Menschen mit Demenz mit ihren individuellen Kompetenzen einbringen und erleben dadurch Teilhabe. Zudem sind sie mit ihren Spielhandlungen Mitgestaltende, was zu einem Erleben von Selbstwirksamkeit führt. Selbstwirksamkeit ist eine zentrale Komponente von Lebensqualität und Wohlgefühl. Im Gegensatz zum Theaterspielen, bei dem die Kompetenzen im Vordergrund stehen, ist der Alltag oft von den Defiziten geprägt. Das Erleben eigener Defizite hat einen starken negativen Effekt auf das Selbstwirksamkeitsempfinden. Theaterarbeit stärkt das Selbstwirksamkeitsempfinden, das Selbstwertgefühl und hat damit einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität.


Ich möchte doch noch mal nachfragen, warum sticht gerade die Kunstform Theater als Angebot so heraus? Warum sollte es gerade mehr solcher Angebote geben? Verantwortliche, die Menschen mit Demenz täglich versorgen und mit ihnen arbeiten, werden vielleicht aus ihrer Erfahrung sagen, gemeinsames Singen, Bewegungsspiele oder Tanzen sind schon Herausforderung genug!?

Weil Theater ein freier Spielraum ist mit vielfältigen Interaktionsmöglichkeiten, die keine spezifischen Kompetenzen bedürfen. In der Theaterarbeit mit Menschen mit Demenz spielt nie eine Person allein, sondern es gibt immer mindestens eine mitspielende Person. Die Interaktionen der beteiligten Personen entwickeln und gestalten sich im Theaterspiel in der unmittelbaren Begegnung mit den Mitspielenden oder der situativen Interaktion mit dem Spielort, also dem handelnden Umgang mit Materialien und dem Bühnenraum. Im Theaterspielen wird der Beziehungsraum zwischen den Mitspielenden von den beteiligten Personen aktiv gestaltet und es entsteht etwas gemeinsam Gestaltetes. Hierdurch erleben die beteiligten Personen, dass sie eingebunden sind.
Eine weitere Qualität des Theaters ist, dass sie einen freien Ausdrucksraum bietet, in dem letztendlich alles möglich ist. Es kann in fremde Welten eingetaucht werden, die im freien Spiel von den Spielenden erschaffen und zugleich fantasievoll erforscht werden. Dabei gibt es keine Tabu-Themen. Ich erinnere mich an eine Situation, in der ein Spieler das Himmelreich erkunden wollte, weil er seinen nahen Tod ahnend schon mal schauen wollte, wie es dort so ist. Im gemeinsamen Spiel in der Gruppe kam er zu dem Schluss, dass das Himmelreich eher langweilig sei. Es sei dort viel zu harmonisch und er müsse weiter schauen, wo seine Reise hingehen soll. In der Woche nach dem Theaterspiel verstarb er.
In der Theaterarbeit mit Menschen mit Demenz bringen die Spielerinnen und Spieler immer wieder lebensrelevante Themen in das gemeinsame Spiel ein, was ich als sehr bedeutungsvoll ansehe, da diese Themen im Alltag oft keinen Raum finden.

Gemeinsames Singen, Bewegungsspiele, Tanzen und andere Aktivitäten sind sehr bedeutungsvoll für Menschen mit Demenz. Wir müssten jetzt eigentlich schauen, was daran als herausfordernd erlebt wird. Ohne diese Herausforderungen im Einzelnen spezifizieren zu können, würde ich sagen, dass Theaterspielen keine größeren Herausforderungen mit sich bringt als gemeinsam zu Tanzen. In Hannover findet gerade ein spannendes Projekt statt, das vom Kommunalen Seniorenservice initiiert wurde. In diesem Projekt, das ich mit Kolleginnen und Kollegen gerade evaluiere, wurden Pflege- und Betreuungskräfte von der Theaterpädagogin Coco Rohwer theaterpädagogisch qualifiziert. Anschließend haben sie in den Einrichtungen, in denen sie tätig sind, die Theaterarbeit auf unterschiedlichen Ebenen in ihre Arbeit integriert. So gibt es in diesen Einrichtungen jetzt neben Sing-, Bastel-, Zeitungsgruppen etc. auch einmal wöchentlich ein Gruppenangebot Theater. Die Theaterarbeit wird von allen, den Bewohnenden und den Mitarbeitenden als äußerst bereichernd erlebt.

Sie beklagen, dass Menschen mit Demenz – auch in vielen Medienberichten – in der Regel nicht mehr mit ihren Fähigkeiten gesehen werden, sondern der Blick häufig auf die defizitären Einschränkungen gelenkt wird und sie immer weniger am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Aber ist dieser wahrnehmbare, soziale Rückzug nicht Folge der schleichend fortschreitenden Erkrankung, de facto ihr eigener Wunsch?

Der soziale Rückzug ist Folge des demenziellen Prozesses, aber in der Regel nicht der Wunsch der betroffenen Personen. Es ist Folge der gesellschaftlichen Perspektive auf die demenziell bedingten Veränderungen. Werde ich von meinem Umfeld als defizitär angesehen und mir wird entsprechend dieser Ansichten begegnet und auch so mit mir umgegangen, dann ist Rückzug eine gesunde Strategie. Dazu kommt noch die aktive Ausgrenzung der Betroffenen durch die Gesellschaft oder des sozialen Umfeldes, weil die Gesellschaft sich nicht mit dem Phänomen Demenz auseinandersetzen mag, oder Ausgrenzung erfolgt aufgrund von Barrieren. Wenn es nicht ein Kampf sein soll, bedarf Teilhabe der Teilgabe. Also, dass das soziale Umfeld wie auch die Gesellschaft die Menschen mit Demenz als individuelle Person willkommen heißt. Und zwar nicht als hilfebedürftige Personengruppe, sondern neugierig ist auf das Individuum. Dass es Interesse gibt für das, was die Person mit Demenz zu sagen hat und was sie in das Soziale, in die Gesellschaft einbringen kann. Dies ist weitaus mehr als hilfebedürftig zu sein. Es braucht das Bewusstsein, dass Menschen unabhängig etwaiger Beeinträchtigungen interessante Sichtweisen und Gedanken in sich tragen. Wenn wir als soziales Umfeld und als Gesellschaft hierauf neugierig sind, wird die Folge partizipative Teilhabe von Menschen mit Demenz sein. Der Wunsch von Menschen mit Demenz dazu zu gehören, würde sich erfüllen.


In Ihrem Buch Theatertechniken für Menschen mit Demenz präsentieren Sie zusammen mit Jessica Höhn und Erpho Bell einen erstaunlichen, bunten theaterpädagogischen Methodenkoffer zur Theaterarbeit mit und für Menschen mit Demenz. Wie ist dieses gemeinsame Buchprojekt entstanden?

Jessica Höhn, Erpho Bell und ich teilen die Erfahrung, dass Begegnungen mit Menschen mit Demenz im hohen Maße bereichernd sind und dass die Künste ein großes Potential besitzen, zusammen mit Menschen mit Demenz in eine intensive gemeinsame Auseinandersetzung gehen zu können. Im Austausch über unsere langjährigen Erfahrungen mit der Theaterarbeit mit Menschen mit Demenz, entstand der Gedanke, diese Erfahrungen weitergeben zu wollen. Dahinter steht das Anliegen Theaterarbeit aus der Nische, etwas Besonderes in der Begleitung von Menschen mit Demenz zu sein, herauszuholen, damit überall Theater gespielt wird. Wir möchten mit dem Buch ermutigen, Theaterarbeit in der Begleitung und Betreuung von Menschen mit Demenz zu integrieren. Unsere Vision ist, dass in allen Einrichtungen der Altenhilfe und Bürgerinnen-/Bürgerhäusern, in denen Menschen mit Demenz leben oder Zeit verbringen, verschiedenste Theaterangebote für sie vorhanden sind. Daher richtet sich das Buch nicht nur an Theaterpädagogen und andere Theaterfachleute, denn wir wollen damit auch Pflege- und Betreuungskräften Handwerkszeug für das Theaterspiel an die Hand gegeben.


Sie erwähnen u.a. das Forschungsprojekt „TiP.de – Theater in der Pflege für Menschen mit Demenz“ am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück. Können Sie das bitte näher erläutern. Wer war beteiligt? Waren Sie selbst involviert?

Dieses spannende interdisziplinäre Forschungsprojekt, in dem die Pflegewissenschaft zusammen mit der Theaterpädagogik die Effekte des Theaterspielens auf die Lebensqualität von Menschen mit Demenz untersucht hat, wurde von Prof. Dr. Stefanie Seelig geleitet und in Zusammenarbeit mit Franziska Cordes und Jessica Höhn durchgeführt. Erpho Bell und ich waren an diesem Vorhaben nicht beteiligt. Der Abschlussbericht zur Studie ist frei zugänglich und es ist bereichernd, ihn sich anzuschauen.

(© Mabuse-Verlag)

Zusammen mit Erpho Bell waren Sie am Theaterstück „Über Schiffe gehen“ in einer Pflegeeinrichtung in Bremerhaven beteiligt. Jessica Höhn hat 2013 das Theater „Demenzionen“ gegründet. Welche Erfahrungen haben Sie in all den Jahren sammeln können? Welche Auswirkungen hatte die Theaterarbeit?

Persönlich finde ich die Frage nach den Effekten sehr müßig. Entscheide ich mich als Michael Ganß dazu mit anderen Menschen zusammen Theater zu spielen, dann fragt kein Mensch danach, welche Effekte das auf mich hat. Es gehört zur Lebensnormalität dazu, dass wir uns in unterschiedlichen Zusammenhängen mit anderen Menschen treffen, um zusammen Sport zu machen, zu Stricken, zu Philosophieren, zu Wandern oder Theater zu spielen. Dies zu tun, ist ein „normales“ oder grundlegendes menschliches Bedürfnis, das wir uns gesellschaftlich gegenseitig zugestehen, ohne dass wir nachweisen müssen oder uns gar Gedanken machen, welchen Nutzen wir davon haben. Warum eigentlich gilt das nicht mehr für Menschen mit Demenz?
Es geht darum Freude zu erleben, sich entfalten zu können, im Dialog mit anderen zu sein, Teilhabe zu erleben, gesehen zu werden, dabei zu sein. Den Menschen mit Demenz, die Lust zum und Freude am Theaterspielen haben, ermöglichen Theaterangebote, dass sie ihre Interessen leben können und Freude dabei empfinden. Freude ist eine wichtige Komponente im Erfahren von Lebensqualität. Das ist das Essenzielle, warum es Theaterangebote geben sollte, die für Menschen mit Demenz zugänglich sind.

Die TiP.de-Studie konnte nachweisen, dass im Theaterspiel die Lebensqualität der Teilnehmenden gestiegen ist. Auch hatten die Teilnehmenden im Laufe des Projektes einen besseren Zugang zu ihren Emotionen und konnten diese besser zum Ausdruck bringen, wie auch das agitierte Verhalten leicht zurück ging.

Grundsätzlich gilt für uns Menschen, wenn wir Dingen nachgehen, die uns Freude bereiten, wenn wir Raum haben, uns zu artikulieren, wenn wir uns in eine Gruppe einbringen können und uns dazugehörig fühlen, geht es uns besser, als wenn uns dies verwehrt wird.

Der Fotograf Michael Hagedorn hat seit achtzehn Jahren sehr viel Freude an seinem Arbeitsschwerpunkt mit Menschen mit Demenz.
Er ist Initiator und Vorstand der lebensbejahenden Demenzorganisation KONFETTI IM KOPF e.V. mit Sitz in Hamburg.
  • Fotos von Michael Hagedorn
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Welche Grundbedingungen müssen dennoch unbedingt zum Wohl der Menschen mit Demenz und ihrer Betreuungspersonen erfüllt sein?

Trotz der vielen Potentiale ist Theaterspielen kein Allheilmittel. Die wesentliche Grundvoraussetzung ist die Freiwilligkeit. Die Menschen mit Demenz, wie auch ihre Betreuungspersonen müssen Lust auf das Angebot haben und Freude daran. Das Angebot Theaterspiel ist so zu gestalten, dass es möglichst keine Barrieren gibt, die eine Teilnahme erschweren oder ausschließen. Das Angebot sollte partizipativ gestaltet sein. Die Teilnehmenden müssen sich einbringen können, sie sollten nicht auf die Nutzerinnen-/Nutzerrolle reduziert werden.


Sicher werden viele Pflegekräfte Ihnen sofort zustimmen und trotzdem angesichts des riesigen Personalmangels verzweifelt sagen: „Würden wir gern im Alltag langfristig etablieren, aber wie sollen wir alles bewerkstelligen!“ Was antworten Sie ihnen?

Das sie recht damit haben, das unter den gegebenen Bedingungen, es von ihnen kaum und auch gar nicht geleistet werden kann. Es ist beschämend, dass wir uns als Gesellschaft dazu entschlossen haben, die Begleitung und Versorgung von Menschen im Alter ökonomisch so zu gestalten, dass dadurch ihre Lebenssituation prekär ist und damit einhergehend die sie begleitenden und pflegenden Menschen prekäre Arbeitssituationen haben. Dass es bewundernswert ist, mit welch hohem Engagement die Pflege- und Betreuungskräfte sich trotzdem einbringen, um den Menschen im Alter ihre Würde zu bewahren. Ich bin voller Hochachtung vor dieser Leistung.
In der gegebenen Situation ist der einzige Weg für eine Etablierung von Theaterarbeit in die Pflege und Betreuung, das Einwerben von Drittmitteln. Aber auch da stellt sich sogleich die Frage, wer hat die Zeit sich darum zu kümmern. In der Praxis sind das dann oft externe Theaterfachkräfte, die über Drittmittel selbst für die Finanzierung ihrer eigenen Arbeit sorgen.



Wenn ich Sie richtig verstehe, halten Sie es für sinnvoll, Theaterarbeit in die Ausbildung von Pflegekräften zu integrieren. Stefanie Seeling fordert weitergehend: „Theaterpädagog:innen [sollten] als eine feste Berufsgruppe in der Betreuung von Menschen mit Demenz in einer stationären Altenpflege beschäftigt sein.“ Würde eine solche Veränderung nicht sogar zur Entlastung der Pflegekräfte im Alltag führen, sozusagen eine Win-Win-Situation für alle?

Auf alle Fälle. Es gab vor Jahrzehnten mal den Gedanken der ganzheitlichen Pflege. Dieser Gedanke ist aber Geschichte.
Wäre Theaterarbeit ein Bestandteil der Pflegeausbildung, hätte dies mit großer Wahrscheinlichkeit einen positiven Einfluss auf die Begegnungssituationen in der Pflege. Gar nicht mal, weil dann Theater im eigentlichen Sinne gespielt würde. Die Qualität wäre eher ein spielerischeres Miteinander in der Begegnung. Ein beiläufiges eintauchen in spielerische Situationen im Alltag. Vermutlich würde es auch die Kompetenz des Perspektivwechsels stärken. Was wieder einen Einfluss auf die Begegnung und die Bewertung der Begegnung haben könnte. In der Evaluation des Projektes des Kommunalen Seniorenservices der Landeshauptstadt Hannover hat eine der beteiligten Betreuungskräfte im Interview gesagt, im Theaterspielen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern würde sich die Hierarchie auflösen, was sie als sehr bereichernd erleben würde. Bei den anderen Angeboten, die sie leiten würde, hätte sie dies noch nicht erlebt. Auch würden sie im Theaterspiel an den Bewohnenden gänzlich neue Seiten entdecken, obgleich sie diese zum Teil schon lange kennen würde.

Gehen Theaterfachmenschen regelmäßig in eine Einrichtung, kann es einen entlastenden Effekt auf die Mitarbeitenden haben, weil einige Bewohner aus dem Alltag herausgehen und Theater spielen. Auch die durch das Theaterspiel gesteigerte Lebensqualität kann einen positiven Effekt auf die Arbeit von Pflege- und Betreuungskräften haben. Wer sich wohl fühlt, ist eher gut gelaunt und wer gut gelaunt ist, mit dem ist es einfacher in einem konstruktiven Kontakt zu sein.

Von daher spricht alles dafür, sowohl in die Ausbildung von Pflegekräften Theaterarbeit zu integrieren, wie auch Theaterfachmenschen ins Team von Einrichtungen der Altenhilfe zu integrieren.



Wie wäre ein solcher Prozess konkret umsetzbar? Welche Entscheidungsebenen wären gefordert?

Eigentlich wäre ein Umsetzen kein Problem. Es müssten die Rahmenbedingungen geschaffen werden. Ich denke dass alle Entscheidungsebenen gefordert sind. Es geht weder top down, noch bottom up.
Da wäre die politische Ebene, die Rahmenbedingungen schaffen und Forderungen an die Betreiber stellen könnte, dass Theaterarbeit oder insgesamt künstlerische Angebote Bestandteil der pflegerischen Begleitung sein sollen. Es gibt eine ganze Reihe von Studien, die belegen, dass künstlerische Aktivitäten einen positiven Einfluss auf Menschen im Alter haben. Die WHO ist hier sehr aktiv unterwegs.
Die Träger der Einrichtungen könnten Ermöglichungsbedingungen in den Einrichtungen schaffen und zugleich Forderungen an die Kostenträger stellen, dass Theaterarbeit in den Leistungskatalog aufgenommen und finanziert werden muss. Die Hausleitungen können im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Ermöglichungsräume schaffen und sich auch um Drittmittel für diese Arbeit kümmern. Oder externe Theatermachende darin unterstützen, Drittmittel einzuwerben.
Die Pflege- und Betreuungskräfte brauchen einen Zugang zum notwendigen Handwerkszeug für die Umsetzung. Ihnen müssen entsprechende Fortbildungen ermöglicht werden. Auch brauchen sie den Entscheidungsraum, die Form der Aktivierungsangebote ihren Interessen und Kompetenzen entsprechend gestalten zu können. Es macht keinen Sinn, dass eine Betreuungskraft mit den Bewohnerinnen und Bewohnern Theater spielt, die selbst keine Freude daran hat. Es braucht der Ermutigung, den Mut zu haben, sich spielerisch zu verhalten oder Theaterspielangebote anzubieten.
Vielleicht braucht es auch noch auf all diesen Ebenen Überzeugungsarbeit, die den Wert von Theaterarbeit vermittelt und für die Sinnhaftigkeit von Theaterarbeit sensibilisiert.



Herr Ganß, wir danken Ihnen.

Vita: Michael Ganß


Michael Ganß begleitet seit den 1980-Jahren freiberuflich Menschen mit Demenz und ihr soziales Umfeld mit künstlerischen Mitteln. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der MSH Medical School Hamburg in der Fakultät Art, Health and Social Science und hat mehrere Studien zu Kunst, Kultur und Demenz durchgeführt.


Die Fragen stellte Renate Müller De Paoli.
Herr Ganß beantwortete diese schriftlich am 20. Oktober 2023.

Interview mit Michael Ganß

Theaterarbeit mit und für Menschen mit Demenz

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